Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.

 

Liebe Klienten, Kunden, Partner, Freunde und Interessierte,

gerade die Weihnachtszeit bringt uns dazu, an alle zu denken - mit Geschenken, Karten, Aufmerksamkeiten. Wie passt da der provokante Spruch "Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht."? Gedanken dazu im neuen BliXlicht.

herzliche Grüße

Ihre


BELEUCHTET

In einer meiner letzten Yogastunden stellte meine Yogalehrerin Corinna zum Auftakt der Stunde die Frage: Wie viel von mir ist in mir? Donnerwetter, dachte ich, das ist ja eine interessante Frage. Und schon begann mein Kopf die Frage zu zerlegen und mein Geist auf Wanderschaft zu gehen. Wer Yoga macht weiß, dass man seinen Geist und die Gedanken beiseite schieben und sich nur auf den Körper und seine Empfindungen konzentrieren soll. Daher beschloss ich die Auseinandersetzung mit der Frage zu verschieben und mich erst mal auf die Yogapraxis zu konzentrieren.

Kaum war die Stunde rum, war die Frage wieder präsent. Dazu fiel mit auch ein Buchtitel von Richard David Precht ein "Wer bin ich und wie viele?" Beide Fragen gehen in die gleiche Richtung: Bevor ich sagen kann, wie viel von mir in mir ist, muss ich ja erst mal wissen, was denn in mir sein soll oder eben: Wer bin ich? Diese Frage kann nicht nur ich, sondern vermutlich keiner von uns in einem Satz beantworten. Denn es ist so wie der zweite Teil des Buchtitels andeutet - Ich bin viele.

Das hat nun absolut nichts mit gespaltener Persönlichkeit und einem Krankheitsbild zu tun. Und es ist auch keine Erfindung der Psychiater. Dieses Phänomen kannten schon viele Generationen vor uns. Schon Goethe lies seinen Doktor Faust seufzen "Zwei Seelen wohnen, Ach! in meiner Brust" und wies damit auf ein inneres Dilemma hin.


 ERLEUCHTET

Ich fände zwei Seelen in einer Brust recht übersichtlich und könnte mir die Entspannung und Erleichterung bei manchem Klienten lebhaft vorstellen, wenn sich die Komplexität in seinem Inneren so reduzieren ließe. Tatsächlich haben wir nämlich alle einen recht großen und bunten Haufen von Persönlichkeitsanteilen in uns.

Wunderbar beschrieben hat diese Vielfalt der Psychologe Friedemann Schulz von Thun mit seinem Persönlichkeitsmodell des Inneren Teams. Es beschreibt sehr anschaulich, wer alles in unserem Inneren Team sein kann, welche Rolle und welchen Einfluss einnimmt und wie sich das auf unsere Handlungen und Entscheidungen auswirkt. Man kann im Coaching wunderbar mit diesen Anteilen arbeiten und so insbesondere bei Entscheidungen Klärung herbeiführen.

Was mir an der Beschreibung von Schulz von Thun zum Inneren Team so gut gefällt ist die Aussage, dass es nicht einen einzigen Anteil in einem Inneren Team gibt, der es nicht gut mit uns meint. Jeder Anteil will nur das Beste für uns - natürlich aus seiner ganz eigenen Perspektive. Unser Sicherheitsbeauftragter hat einen anderen Fokus als der Abenteurer in uns und der Finanzminister wird sicher den Finger mahnend erheben, wenn der Genießer in uns mal wieder locker Scheine schmeißt.


  AUSGELEUCHTET

Wenn ich nun aus dieser positiven und wertvollen Vielfalt ableite, wer und was alles zu mir gehört, dann werde ich feststellen, dass mir bestimmte Anteile sehr wichtig sind, andere weniger. Und damit komme ich der Frage wer ich bin nun sehr nahe. Denn jeden von uns macht genau diese individuelle und einmalige Mischung aus! 

Betrachte ich meine inneren Anteile und bin ehrlich zu mir, dann werde ich schnell feststellen, welchen Anteil ich nicht gesehen oder vielleicht vernachlässigt habe. Und der ist dann gerade nicht in mir, d.h. ich lebe diesen Anteil nicht. Ich bin quasi nicht zu 100% Ich, sondern nur zu einem geringeren Anteil. Das Persönlichkeitsmodell weist hier auf die Möglichkeit einer Rebellion aus dem Untergrund hin. Vernachlässige oder ignoriere ich diese unberücksichtigten Anteile lange Zeit, dann erheben sie sich zu einer Rebellion und können mein Leben ganz schön durcheinander bringen. 


  ANGELEUCHTET

Sicher sind die meisten schon mal geflogen und haben die Sicherheitsanweisungen gehört. Für den Fall eines Druckverlustes und beim Herausfallen der Sauerstoffmasken wird immer empfohlen: Zuerst selber eine Maske anlegen, dann erst Kindern und Sitznachbarn helfen. Warum? Na, wenn man selber keine Luft mehr kriegt, dann kann man auch keinem anderem mehr helfen. Logisch, oder?

Unter diesem Aspekt bekommt "Wenn jeder an sich denkt, ist an jeden gedacht." einen anderen Dreh. Der Spruch hört sich zunächst egoistisch an, aber jeder von uns ist erst mal für sich selber verantwortlich. Heißt: Gut für sich zu sorgen, damit das, was in mir ist, auch von mir gelebt wird - in all seiner Vielfalt. Dann bin ich eins mit mir, zufrieden und glücklich und damit mehr als bereit, mich auch anderen zu widmen.

Ist es für einen Ihrer inneren Anteile wichtig, Mitmenschen in der Weihnachtszeit zu beglücken, dann nix wie los (meine Adresse haben Sie ja ;-)). Ist es das nicht, dann lassen Sie es bitte. Es wäre unehrlich und Sie wären nicht Sie, wenn Sie es täten. Und es würde Sie auf keinen Fall glücklich machen und das, sagt der Dalai Lama, ist unsere wichtigste Aufgabe im Leben: Glücklich sein.


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