Liebe Klienten, Kunden, Partner, Freunde und Interessierte,

seit zwei Wochen hat sich unser Haushalt um einen Welpen namens Frodo erweitert. (Herr) Frodo hält uns nicht nur körperlich auf Trab, er hat mir auch noch ein paar andere Dinge ins Gedächtnis gerufen. Welche, erfahren Sie im ersten BliXlicht 2015.
Ihre


BELEUCHTET

Im Januar ging unser Wunsch nach einem Hund in Erfüllung und unser Mischling (Herr) Frodo lebt nun seit zwei Wochen bei uns. Ein Welpe fordert einen nicht nur körperlich, weil man Gassi geht, sich bücken muss, um die kleinen Malheure aufzuwischen, rumtoben soll oder auch mal mitten in der Nacht den Schlaf unterbricht, um dem kleinen Kerl nach draußen zu lassen. Er fordert einen auch persönlich. Man muss sich nämlich schon im Vorfeld Gedanken machen, wie man den Hund erziehen will. Gut und zielführend wäre es natürlich, wenn man sich einig ist, denn es wäre fatal, wenn Herrchen was anderes will als Frauchen (das Wissen auch alle Eltern nur zu genau...). Also sollte man sich als Hundebesitzer seine Lebensbedingungen, Wünsche und Prioritäten noch mal sehr genau ins Gedächtnis rufen, denn danach richtet sich, was der Hund lernen muss und was er darf und was nicht.

Das ist der relativ einfache Teil der Erziehungsarbeit, vorausgesetzt, man hat über sich und sein Leben Klarheit. Dann kommt der schwierige Teil: das Ganze auch umzusetzen und konsequent zu bleiben!!! Will man als Rudelführer akzeptiert werden, dann muss man dem Welpen Grenzen aufzeigen und zwar sehr deutlich und unmissverständlich. Und leider auch in unendlichen Wiederholung (die Aufmerksamkeit eines Welpens währt nur ein paar Minuten und sein Gedächtnis ist nicht sehr ausgeprägt). Dabei sind einfache, klare Befehle wichtig, am besten kurz und knapp formuliert: Sitz, Platz, Bleib, Aus, Pfui usw., jede Erweiterung und jeder Schnörkel verwirren den Hund nur.

Nun könnte man denken, wenn der Hund das einmal kapiert hat, dann hat aller Stress ein Ende. Hmm, schön wär's, aber das Ja-Nein Sagen bleibt bestehen. Man muss ein Hundeleben lang immer dran bleiben und sich und seinen Hund daran erinnern, wer der Rudelführer ist und wo's lang geht. 


ERLEUCHTET

Dem Hund gegenüber bin ich ganz klar in einer Führungsrolle, aber diese Führungsaufgabe sollte ich auch für mich selbst wahrnehmen. Wenn ich für mich meine Grenzen nicht klar definiere und achte, dann ergeben sich immer wieder Konflikte und Konfusionen in meinem Leben. Jeder von uns hat seine persönlichen Grenzen - beruflich wie privat - und die Frage ist, wie finden und verteidigen wir diese.

Vielen Menschen fällt es schwer ihre persönlichen Grenzen zu finden und auch zu vertreten. Häufig liegt es daran, dass keine Klarheit bezüglich der eigenen Werte besteht (siehe auch BliXlicht I-2011). Wenn ich nicht weiß, was mir wichtig ist, wie soll ich dann stimmige und ggf. langfristig gültige Entscheidungen treffen? Sobald ich aber die Richtung kenne, in die ich gehen möchte, bin ich besser in der Lage meinen Weg auch zu gehen. Ich stecke das Terrain ab, in dem ich unterwegs sein möchte und definiere damit meine Außengrenzen.

Es gibt aber immer wieder Situationen, die es mir schwierig machen meinem Weg zu folgen. Unvermutet finde ich auf meinem Terrain ein Umleitungsschild, das jemand dort ungebeten aufgestellt hat. Was mache ich nun? Folge ich der Umleitungsanweisung, verlasse also meinen Weg, um der Vorgabe eines anderen zu folgen? Oder ignoriere ich das Schild und gehe weiter? Oder spreche ich mit dem Aufsteller und erläutere, warum ich nicht möchte, dass er Schilder auf meinem Terrain aufstellt? Will ich mir und meinen Werten und Zielen treu bleiben, dann braucht es jetzt ein sehr klares und eindeutiges NEIN!


 AUSGELEUCHTET

Wie schafft man es NEIN zu sagen? Vielen fällt das schwer, ja es ist ihnen fast unmöglich Nein zu sagen und auch entsprechend zu handeln. Wenn ich Nein sage, dann birgt das immer die Risiken von Bestrafung oder Verlust oder noch schlimmer: den Verlust der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. Und nicht mehr dazuzugehören war zu Beginn der menschlichen Entwicklung quasi ein Todesurteil, denn der Schutz der Gemeinschaft fehlte dann ja. Und dieses sehr alte Muster ist auch heute noch in uns aktiv.
Leuchten wir doch mal näher aus, was wir von den jeweiligen Varianten haben:

Vorteile von Ja-Sagen:
Die anderen sind schuld, nicht ich. Man hat mich ja quasi zum Ja-Sagen gezwungen.
Somit muss ich auch keine Verantwortung für mein Handeln übernehmen und
habe auch kein schlechtes Gewissen mir selbst gegenüber.
Zusätzlich habe ich den Effekt, dass mich die anderen für mein Ja-Sagen mögen und
ich möglicherweise denke, dafür sogar gebraucht zu werden.
Vielleicht fühle ich mich als der Märtyrer, der Selbstlose und der Gutmensch besonders gut.
Vielleicht gewinne oder erhalte ich mir so die Sympathien der anderen.
Und damit gehe ich jedem Konflikt aus dem Weg.

Vorteile von Nein-Sagen:
Ich räume mir selbst die höchste Priorität ein.
Damit bleibe ich mir und meinen Werten und Zielen treu.
Ich übernehme die Verantwortung für mich und mein Handeln.
Ich stelle mich möglichen Konflikten und lerne daraus.

Was bewegt mich nun dazu Ja zu sagen, obwohl in Nein denke und fühle?
Weil ich befürchte durch ein Nein abgelehnt zu werden.
Weil ich nicht ertragen kann, dass der andere enttäuscht, verärgert oder verletzt ist.
Weil ich befürchte mich nicht wehren zu können, wenn der andere sauer oder aggressiv reagiert.
Weil ich Angst vor schlimmen Folgen habe.
Weil ich Angst habe etwas zu verlieren.
Weil ich dazu gehören will.
Weil ich nicht als Egoist gelten will.

Dennoch gibt es ja auch Situationen, in denen es uns leicht fällt Nein zu sagen.
Mögliche Gründe können dafür sein:
Die Beziehung zu unserem Gegenüber stimmt, ist stabil und belastbar.
Ich fühle mich sicher und habe keine Angst vor möglichen Konsequenzen.
Ich fühle mich meinem Gegenüber überlegen.
Der Andere ist mir egal und ich lege keinen Wert auf seine Meinung.
Ich bin ärgerlich und fühle mich im Recht.


 ANGELEUCHTET

Wenn Sie Nein Sagen üben wollen (oder müssen, weil Sie das Gefühl haben sonst unterzugehen), dann behalten Sie zwei Dinge im Blick:

1. Nicht alle Mitmenschen achten von sich aus unsere persönlichen Grenzen. Sie verfolgen eigene Ziele und gerne werden wir

  • mit Lob und Schmeicheleien eingelullt (das machte keine besser als Sie!),
  • mit unseren Kompetenzen ausgetrickst (dein Englisch ist einfach perfekt!),
  • von Gewohnheiten gefangen genommen (Sie haben das schon in den letzten Jahren gemacht),
  • mit Rücksichtnahme / Kollegialität festgenagelt (Ihre Kollegin kann einfach nicht mehr)
  • oder schlicht und einfach überrumpelt (sorry, aber ich muss jetzt weg).

2. Sie haben IMMER die Wahl!!!

  • Sie entscheiden, ob Sie das wollen oder nicht.
  • Sie schätzen ab, ob sich der Einsatz und das Abweichen von Werten, Prioritäten und Vorsätzen für Sie lohnt.
  • Sie überdenken, ob Sie ein alternatives Angebot machen wollen oder nicht.
  • Sie verschenken freiwillig Ihre Zeit und Ihre Aufmerksamkeit.

Als Welpenmutti gebe ich so schnell nicht die Hoffnung auf, das ein NEIN dazu beiträgt, dass unser Frodo noch die Dinge lernt, die uns wichtig sind. Es gibt eben unzählige Versuche, aber schon jetzt einige Erfolge zu verzeichnen.

Bitte geben Sie auch nicht zu schnell auf, wenn es nicht gleich klappt mit dem konsequenten NEIN umsetzen. Nein ist ein gutes Wort, denn:

"Die Fähigkeit, das Wort NEIN auszusprechen, ist der erste Weg zur Freiheit." Nicolas Chamfort (1741-1794), französischer Schriftsteller


Wenn Sie noch mehr erhellende Momente haben möchten, hier geht es zum Blixlicht Archiv...

Lieber zur Startseite zurückkehren?